Theyergasse 24

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47° 2' 40.38" N, 15° 26' 33.47" E


Puchsteg

Die Firma Steyr Daimler Puch A.G., stellte am 30. September 1942 das Ansuchen, einen Fußsteg die Mur errichten zu dürfen. Dieser wäre dringend nötig, um den im Buchenlandlager-Liebenau am Ostufer einquartierten Fabriksarbeitern ein rasche bzw. kürzere Verbindung zum Werk am Westufer zu ermöglichen. Die Stadt Graz war ihrerseits interessiert, den Steg auch für die öffentliche Benutzung durch Fußgänger und Radfahrer zu gewährleisten. Im Mai 1943 konnte der vom Holzbauunternehmen Wallner-Leeb-Huber errichtete Steg freigegeben werden. Mit der Übernahme der Barackensiedlung durch die Stadt im Juli 1947, ging auch der Puch-Steg, wie er schon damals genannt wurde, ins Eigentum von Graz über. Im April 1949 wurde ein von der Grazer Stahl- und Brückenbaufirma Waagner-Birò erneuertes Bauwerk freigegeben. 1964/65 und zuletzt 2008 erfolgten umfassende Sanierungen.

(Nach Horst Bischof, Die Grazer Murübergänge und ihre Geschichte, Graz 2015).

Was hier nicht angesprochen wurde, ist die Tatsache, dass der Puch-Steg während des zweiten Weltkrieges eine wichtige Rolle spielte, als die Barackensiedlung zum "Lager Liebenau" geworden war. Auf der linken Seite des Murufers lag das 1940 errichtete Lager V mit seinen 190 Holzbaracken. Mit Platz für 5.000 Arbeiter war es während der NS-Zeit das größte Zwangsarbeiterlager in Graz.

Auch Luftbilder aus dem Jahr 1945 zeigen den Steg über die Mur nebem dem Lager V – trotzdem ist der Puchsteg heute mit „erbaut 1949“ beschildert, ohne einen entsprechenden Hinweis auf die Geschichte!

Der Arzt Dr. Possert wurde durch Erzählungen seiner Patienten auf das Lager V und die Geschehnisse des Jahres 1945 aufmerksam und recherchierte zu den Ermordungen ungarischer Juden – mit dem Ergebnis, dass im ehemaligen Lager wesentlich mehr Leichen vergraben sein könnten als bisher angenommen wurde.Univ.-Doz. Dr. Barbara Stelzl-Marx hat ihre Arbeit zu dem Thema in dem Buch „Das Lager Graz-Liebenau in der NS-Zeit“ zusammengefasst.

Der Steg stellt also eines der letzten Zeugenisse des NS-Terrors in Graz dar und verdient Denkmalschutz.

Kommentare

Im Zug des geplanten Murkraftwerk-Baues soll der Puch-Steg abgetragen werden, weil das technisch erforderlich sein soll. An seiner Stelle soll weiter flussaufwärts, bei der "Seifenfabrik" ein neuer Murübergang geschaffen werden. Es erhebt sich die Frage, ob hier nicht der Denkmalschutz eingreifen müsste. In jüngster Zeit ist der Platz beim Puchsteg zum Mittelpunkt der ständigen Proteste der Gegner des Kraftwerks geworden. Laukhardt (Diskussion) 09:59, 16. Feb. 2017 (CET)

Einzelnachweise