Universitätsplatz 3a

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47° 4' 41.34" N, 15° 27' 1.76" E


Bibliothek der Karl-Franzens-Universität

Gleichzeitig mit dem Hauptbau der Universität wurde 1895 die Universitäts-Bibliothek errichtet und mit dem Ostflügel durch einen Gang und Zwischentrakt verbunden. Zwei Magazinstürme schlossen einen großen Lesesaal mit etwa 130 Sitzen ein, der durch ein Glasfliesendach mit Tageslicht erhellt wurde. Die schöne Eichenholz-Inneneinrichtung stammt vom bekannten k.k. Hoftischlermeister Anton IRSCHICK, die Wendeltreppe und das Eisengeländer der Ganggalerie hat die k.k. Firma GRIDL hergestellt. Die ursprünglich aus Messing geformten Tischlampen fielen 1940 einer Buntmetallsammlung zum Opfer und wurden 1977 originalgetreu nachgebaut. (vgl. Wentner/Kastrun, Uni Graz-Guide, 2012; ÖKT 2013). Der südliche Zubau der 1950er Jahre wurde noch in den Stilformen des Kerntraktes errichtet, der große Anbau im Nordwesten hat in den 1970er Jahren die "feierliche Achse" zerstört, die vom Hauptportal, den begrünten Hof und über eine Art Brücke zur Bibliothek führte. Erweiterungsbauten von 1996 an der Ostfront entwarfen Hermann EISENKÖCK und Günther DOMENIG (von dem der RESOWI-Neubau stammt).

Erweiterungsprojekt 2015

120 Jahre nach ihrer Eröffnung soll die Bibliothek der Universität Graz bis zum Frühjahr 2019 saniert und zugleich erweitert werden. Investiert werden 27,6 Millionen Euro. Den europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb (insgesamt wurden 35 Entwürfe eingereicht) hat das Grazer Architekturbüro Atelier Thomas Pucher ZT gewonnen. "Während der historische Bestand erhalten und betont wird, setzt die moderne Aufstockung ein spektakuläres städtebauliches Zeichen", führte Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) aus. Der gesamte Komplex rund um den denkmalgeschützten Lesesaal wird neu gestaltet, dem Gebäude wird ein zweigeschoßiger Bau aufgesetzt, der teils als schwebender Glasbalken gestaltet ist. Der Startschuss soll in knapp einem Jahr mit den Abbrucharbeiten der in den 1970er-Jahren angebauten Eingangshalle erfolgen. An ihrer Stelle entsteht ein unter der Campus-Oberfläche versenkter Hörsaal mit rund 430 Sitzplätzen.(Nach: Kleine Zeitung, 29.10.2015)

Die angebaute Eingangshalle aus dem Jahr 1970 wird abgebrochen. An ihrer Stelle entsteht der große Hörsaal, der vertieft unter der Campusoberfläche errichtet wird. Darüber öffnet sich eine großzügige, an das Niveau des benachbarten RESOWI-Zentrums angeglichene Freifläche. Zudem wird die ursprüngliche Fassade aus dem Jahr 1895 freigelegt und von außen wieder sichtbar. Insgesamt rückt der traditionsreiche Lesesaal im Stil der Neorenaissance stärker in das Zentrum der modernisierten Universitätsbibliothek. Der Bibliothekstrakt wird durch eine transparente Verbindung zum Hauptgebäude klarer strukturiert. Dazwischen bildet sich ein zentrales Foyer als Drehscheibe der Nutzungen und als Zugang zum neuen Hörsaal.(Nach uni-Graz.at)



Kommentare

Ende des historischen Lesesaales?

Der frei über den Vorplatz schwebende "Glasbalken" legt zwar teilweise die alten Fassaden von 1895 frei, wirkt aber doch als Fremdkörper, der den denkmalgeschützten Bibliotheksbau zu erdrücken droht (in den 1950er Jahren hatte man im Süden noch einen Anbau im historischen Stil errichtet). Nach den Projektfotos würde der schwebende Trakt auch die Glasdächer der Bibliothek überlagern. Äußerst verstört reagierten Experten nach dem Studium der Wettbewerbs-Unterlagen (dzt. im Foyer der UB): der historische Lesesaal mit der Eichenholz-Inneneinrichtung Anton Irschicks und dem filigranen Eisengeländer der Firma Gridl soll ein Hochregal für RARA (besonders seltene Bibliotheks-Exemplare) aufnehmen? Damit wäre das Herzstück der Universitätsbibliothek zerstört. SOKO Altstadt wird deshalb bei Bundesdenkmalamt und Altstadtkommission anfragen, ob das Projekt in dieser Form überhaupt genehmigungsfähig ist. Laukhardt (Diskussion) 20:19, 30. Okt. 2015 (CET) Eine nochmalige Einsicht in die Darstellung des Siegerprojektes hat heute ergeben, dass der geplante Glastrakt das Glasdach des Lesesaales aussparen würde (siehe Foto des Modells). Trotz ungläubiger Reaktionen von Interessierten bleibt aber das Faktum der Aufgabe des Lesesaales in seiner heutigen Form. Es heißt in der Beschreibung wörtlich: "Nutzung des bestehenden Lesesaales als SoSaArchiv, renoviert und zugängig für Studienarbeit." Von der ASVK langte bereits eine Stellungnahme ein, die aber die Wettbewerbs-Ausschreibung betrifft, nicht die vorgestellten Ergebnisse. Wir warten noch auf die Stellungnahme des Bundesdenkmalamtes. Zuletzt sei aber noch zugegeben, dass die übrigen in der Ausstellung gezeigten Entwürfe auch keine überzeugenden Lösungen anbieten. Laukhardt (Diskussion) 18:04, 3. Nov. 2015 (CET)

Die Antwort des Landeskonservators vom 6.11.2015 (Auszug): "Eine Veränderung des Kernstücks "historistischer Lesesaal" ist jedoch kategorisch auszuschließen und wurde im Wettbewerb auch so definiert. Da sich die räumliche Adaptierung des Entwurfs aber zweifellos so gestalten lässt, dass der Lesesaal unberührt bleibt, ist hier wohl damit zu rechnen, dass eine leichte Überarbeitung erfolgen wird. Dies wurde vom Architekturbüro auch schon bestätigt."

Laukhardt (Diskussion) 18:04, 6. Nov. 2015 (CET)

Einzelnachweise